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Mobbing im Vereinsvorstand

von Stefan Del Fabro
8 Kommentare

Die Trennlinie zwischen «mal ausgelacht» oder «gemobbt» werden, mag schmal sein. Sie liegt oft im Auge des Betrachters. Schmerzen tut es allemal. Gibt es auch in Vereinen Mobbing? Wie solltest du mit Mobbing im Vereinsvorstand umgehen? Was kannst du unternehmen und an wen wendest du dich?

Warum ist Vereins-Mobbing kaum erforscht?

 

Mobbing gibt’s leider auch im Vereinsvorstand.

Konflikte in Vereinen unterliegen dem Vereinsrecht. Oft regeln die Statuten respektive die Satzung, wie bei Konflikten zu verfahren ist. Zuständig sind Gerichte, die meist zugunsten der Mitglieder entscheiden. Viele Vorstände machen Formfehler.

«In 80% aller Fälle werden Betroffene von ihren Vorgesetzen gemobbt. » So beschreibt es die Zürcher Anwältin Regula Bärtschi in einem Online-Text zum Thema Mobbing. «Mobbing durch den Chef nennt man auch “Bossing”.»

Mobbing in der Arbeitswelt ist ein erforschtes Gebiet – Mobbing in der Vereinswelt weniger. Es war gar nicht so einfach, jemanden zu finden, der über Vereins-Mobbing Bescheid weiss. Zwar hat jeder Vorstand eine Hierarchie. Aber den «Boss» wie im Arbeitsleben gibt es oft nicht mehr.

Nur wenige Anwälte sind spezialisiert

Fündig wurden wir in Hamburg. Dort betreibt Margit Ricarda Rolf den Blog Mobbing-Zentrale.de. «Seit 1997 wurde über 11.000 Betroffenen in Deutschland durch eine Beratung bei uns geholfen.» Margit Rolf hat uns zudem – als einzige, siehe unten – überhaupt Auskunft gegeben.  Ihre Erklärung:. «Der Kostenfaktor und die Tatsache, dass sich nur wenige Anwälte auf Vereinsrecht spezialisiert haben, sind Gründe dafür, dass kaum Expertise existiert.»

Können wir also im Umkehrschluss davon ausgehen, dass es in Vereinen kaum Mobbing gibt? Die Mobbing-Expertin ist fatalistisch: «Einen Verein kann man jederzeit verlassen. Man kann sogar einen eigenen als Konkurrenz gründen.» Das ist in der Arbeitswelt natürlich schwieriger – einfach mal schnell eine Konkurrenzfirma gründen.

Der Kluge und der Esel

Mobbing im Vereinsvorstand – der Kluge und der Esel!

Es ist jammerschade, wenn ein engagiertes Vorstandsmitglied gemobbt den Verein verlässt. Das Aufwischen der Scherben geht dann auch noch einher mit einer oftmals aufwändigen Suche nach einem neuen Vorstandsmitglied. Darum vorbeugen: Sind die Fronten noch so verhärtet, raten wir – und fällt es noch so schwer – zum direkten Gespräch. Ganz nach dem Schweizer Sprichwort: «Dä Gschiider git nah, dä Esel bliibt stah(Der Schlauere gibt nach, der Esel bleibt stehen.) Und du bist ja kein Esel…

Gesprächsangebot bei belastender Situation

Geht es um Mobbing und Vereine, gibt es zwei Kategorien: Vereine, welche Mobbing bekämpfen. Und Vereine, wo Mobbing stattfindet. Bei einer Million Vereine im deutschsprachigen Raum müsste es also ein Einfaches sein, Experten zu finden. Denkste. 

Mobbing macht ratlos und traurig.

Erstaunlicherweise winkten alle angefragten Experten ab. Die Zürcher Fachstelle Mobbing ist «zeitlich stark ausgelastet, weshalb wir Ihnen leider keine Antworten liefern können.» Das in Basel tätige Netzwerk look@work bietet gemäss Website «ein Gesprächsangebot bei belastender Arbeitssituation». Eine Arbeitssituation entsteht auch in Vereinen, wo nicht monetär gearbeitet wird. Dennoch findet look@work, «dass wir kaum der richtige Ansprechpartner für Sie sind.» Hoffen wir nur, dass ein Hilfesuchender nicht auf eine ähnliche Mauer stösst…

Bist du Mobbing-Opfer? Dann wende dich bitte an eine Fachstelle.

Hast du schon Mobbing im Vereinsvorstand erlebt? Wir danke für deinen Kommentar. Du kannst ihn, aufgrund der Sensibilität des Themas, auch verfremden oder anonymisieren.

8 Kommentare

Tanja 6. Januar 2023 - 15:52

Danke, dass dieses Thema endlich einmal wo veröffentlicht wird! Ja, es gibt Mobbing im Verein und im Vereinsvorstand! Ich „durfte“ dies selbst erleben und habe immer noch daran zu knabbern, wenn ich an diesen unsäglichen Hass denke, der mir entgegen gebracht wurde. Über ein Jahr ist es her, dass ich mein Vorstandsamt nieder gelegt habe / niederlegen musste.
Ich bin eine Frau und deutlich jünger als der männliche Rest. Scheinbar wird dieses Hobby (das ich nicht nennen möchte) immer noch vom Bild des alten Mannes im grauen Anzug geprägt;-).
Die Arbeit durfte ich zwar machen, aber ernst genommen oder respektiert wurde ich scheinbar nie – oder wie soll ich über diese Geschehnisse denken? Ich habe schon einiges gehört, wie „da kann man ja das Zuckerschnäutzchen hinstellen“ bis zu „dann musst Du halt richtig lesen, was da steht“. Trotzdem habe ich die an mich geforderten Aufgaben geschafft und habe mich auch immer für diesen Verein eingesetzt.
Irgendwann war das Verhalten eines Kollegen nicht mehr tragbar. Neben Gestänker, blöden Anredens, Verweigerung einer Zusammenarbeit (Mails wurden grundsätzlich nicht beantwortet, Infos wurden mir nicht weiter gegeben, Fehler wurden mir in die Schuhe geschoben), ging es zum Schluss so weit, dass selbst in der Ablage gewühlt wurde, ob man etwas findet, was man mir zu Last legen kann.
Ich finde dieses Verhalten heute noch abscheulich, wenn ich daran denke. Und ja, ich habe mir Hilfe gesucht! Egal, was ich gesagt habe, es wurde alles gegen mich verwendet. Beweise für meine Unschuld wurden nicht einmal angeschaut. Über ein Jahrzehnt Arbeit und zum Schluss war ich dann die böse, wahrnehmungsgestörte Unruhestifterin, Mobberin und Brandstifterin, bei der es fraglich ist, ob sie für diesen Vorstand würdig genug sei.
Was soll man dazu sagen? Ich hatte keine Chance. Mein Hobby führe ich heute nicht mehr aus.

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Martina Schneider 9. Januar 2023 - 14:02

Vielen Dank für deinen Erfahrungsbericht, liebe Tanja!

Schade, dass in deiner Situation auch deine Offenheit und Bereitschaft zur Diskussion nicht geholfen hat. Zum Schutz deiner Energie und Nerven scheint der Weggang tatsächlich die beste Lösung gewesen zu sein. Wir hoffen, dass deine Leidenschaft, Energie und Motivation in neuen Projekten wertgeschätzt wird, sodass auch du wieder Freude an der ehrenamtlichen Tätigkeit finden kannst.

Beste Grüsse und alles Gute,
Martina vom VereinsTiger

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Kathrin Bock 25. Januar 2023 - 03:16

Es ist schade, dass es immer mit Weggang enden muss. Damit verliert man engagierten Nachwuchs.
Es sollten Anlaufstellen/Schiedsstelken beim LSB o. ähnlich für solche Fälle eingerichtet werden.
Bevor Menschen das Ehrenamt verlassen.

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Renate Stein 15. August 2023 - 16:09

lch selbst hatte keinen Fehler gemacht.Der Vorsitzende hatte was vergessen
Und so hatte ich mich ob wohl ich es nicht war Entschuldigt.Von da ab war ich von 6 Personen Missachtet und abgewertet. Bin aus dem Chor Ausgetreten aber es tut Verdammt weh.

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A.Smith 28. November 2023 - 19:40

Ich möchte nicht öffentlich schreiben, was geschehen ist. Es tut nur weh zu sehen, dass nichts passiert, außer der eigene Rücktritt. Schade für das Engagement.

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Bianca K. 27. Oktober 2023 - 07:45

Hallöchen,
Wir sind in einem Hunde Zucht Verein eingetreten!
Haben uns Hunde gekauft und uns mit einigen Vereinsmitgliedern angefreundet!
Jetzt wo die Zuchtstätte noch abgenommen werden muss, kommen 2 fertige Zuchtwarte, dies ist unüblich eigentlich kommt nur 1, beide haben als Gast in meinem Zuhause sich für mein Verständnis an mein Hausrecht und somit an Regeln zu halten!
Ich bekomme die Abnahme nicht aus absurden Gründen. Ich beschwere mich über das Verhalten der Zuchtwarte, es ist für mich einfach nicht akzeptabel als Gast frei zu entscheiden die Räume und den Garten eigenständig unter Augenschein zu nehmen und den Gastgeber mit Kaffeekochen zu beschäftigen, dazu kamen vollkommen unhaltbare Dinge wie, die Stangen in der Wurfkiste seien nicht richtig, nach einem Telefonat stellt sich dann raus, die Stangen sind regelkonform, dennoch wird es im Protokoll erwähnt! Weiter geht es mit Ballspielen und Jagdtrieb, wo wir unterschiedliche Meinungen haben man mir jedoch die Meinung der Zuchtwarte aufdrücken möchte! Lange Rede kurzer Sinn, ich beschwere mich darüber und es wird ein Verfahren gegen mich eröffnet unter anderem angeblich wegen Beleidigung!
Allerdings kommt im nachgang ans Tageslicht!
Eine der Zuchtwarte hatte sich mit einem anderen Züchter, mit dem wir befreundet sind, bereits gestritten und einen Satz geäußert wie,“ ich mache es allen die von dir kommen hier zur Hölle!“ weiter wurde sich in Schreiben von Vorstandsmitglieder über meine Person geäußert mit „dumm, dümmer, am dümmsten“
Gerne würde ich dagegen vorgehen mich zur Wehr setzen allerdings, einen Anwalt zu finden ist hier einfach sehr schwer! Ich weiß nicht wie ich mich hier positionieren muss! Finde diese Art und Weise einfach nur traurig

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Bianca K. 27. Oktober 2023 - 17:30

Habe noch vergessen zu schreiben, ich habe mich beschwert bevor ich wusste dass die Zuchtstätte nicht abgenommen wird,
Weiter habe ich vergessen zu erwähnen, es wird ein weiteres Schreiben zu dem Abnahme Protokoll gelegt, welches ich nicht bekommen habe!
Ein weiterer Punkt: es wird aus „zur Geburt sollte es sauberer sein!“ nun der hygienische Zustand wäre katastrophal

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Kerry 10. April 2024 - 07:55

Bei uns würde ein 2. Vorstand gewählt. Der 1. Vorstand wollte Kandidat A, gewählt wurde Kandidatin B. Unser Vorstand verweigert jedes Gespräch, verbreitet Lügen und macht kein Geheimnis daraus, dass er die Gewählte nicht will. Diese ist mittlerweile so zermürbt, dass sie auf das Amt verzichten möchte bzw. muss. Wir sind alle total überfordert mit dieser Situation, aber der Vorstand ist so ein Machthaber, dass sich viele nicht trauen etwas zu unternehmen. Ich wünsche mir eine „Oberaufsicht“ für Vereine, an die man sich wenden könnte.

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