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Schweizer Sportvereine boomen: 4,3 Mio Stunden Training pro Woche

von Stefan Del Fabro
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Die kleine Schweiz ist eine grosse Sportnation. Sportvereine boomen. Das zeigt sich im Medaillenspiegel an grossen Wettkämpfen. Und es spiegelt sich im aktiven Sportvereinsleben. Fast ein Viertel der Bevölkerung trimmt sich in einem Verein fit.

2 Millionen sorgen für den Sportvereins-Boom

In der Schweiz werden jede Woche 4’307’405 Stunden Sport trainiert.

Diese Geschichte beginnt mit einem kleinen Zahlenturm:

  • jeder fünfte Schweizer Verein ist ein Sportverein
  • fast ein Viertel der Bevölkerung ist in einem dieser 20’000 Sportvereine tätig. In Zahlen: fast 2 Millionen Menschen betätigen sich auf Vereinsebene sportlich
  • dreiviertel der Mitglieder in Schweizer Sportvereinen betreiben aktiv mindestens 3 Stunden Sport pro Woche

Wir haben gerechnet und kommen auf eine phänomenale Zahl: In der Schweiz werden somit 4’307’405 Stunden Sport trainiert – wöchentlich! Das wiederum ist soviel, wie wenn 102’557 Menschen eine ganze Arbeitswoche arbeiten. 

Unihockey beliebter als Eishockey oder Basketball

Schon 18 Schweizer WM-Medaillen im Unihockey.

Die beliebteste Teamsportart ist – wenig überraschend – Fussball. Dahinter folgen Volleyball und Unihockey. Und nicht etwa populäre Publikumssportarten wie Eishockey, Basketball oder Handball.

Das drittplatzierte Unihockey ist nicht mal olympisch. Aber in der Schweiz trotzdem unheimlich populär. «Man braucht dafür nicht viel mehr als einen Stock und einen Ball.» Das erklärt auch den Boom: Mitte der 1980er gab es knapp 1’100 lizenzierte SpielerInnen. 2015 lag diese Zahl bei weit über 30’000.  

An Weltmeisterschaften gehören die SchweizerInnen stets zu den Mitfavoriten. Bei den Herren gab es 8 Medaillen (1x Silber, 7x Bronze), bei den Damen sogar 10 Medaillen mit dem Höhepunkt Gold 2005. Auch als Austragungsort ist die Schweiz beliebt. Hierzulande wurden schon sechsmal eine Unihockey-WM austragen. Dreimal ein Herren-, dreimal ein Frauenturnier.

Sich im Unihockeyverein zu messen, kann sich also lohnen. Dass Schweizer Sportvereine boomen erlebt auch Volleyball. Dort aber figurieren Schweizer Nationalteams international unter ferner liefen. Einzig die Frauen schafften fünf Teilnahmen an einer Europameisterschaft. Beste Rangierung war ein 12. Platz am Turnier 1971.

Volleyball-Boom wegen einer Manga-Serie

Lücke zwischen Junioren und Erwachsenen wurde geschlossen. Volley boomt.

Ein Grund für den Volley-Boom könnte bei Volero Zürich liegen. In der Champions League gehört das Damenteam zum erweiterten Spitzenfeld Europas.

Bei den Jungs gibt es einen profaneren Grund: «Seit Monaten werden wir überrannt», sagt Nicolas Schwotzer. Er ist Nachwuchstrainer bei Volero Zürich. Inspiriert von der japanischen Manga-Serie «Haikyu», drängen Buben schweizweit in die Vereine.

Das erlebt auch Volley Schönenwerd. «Wir haben auf allen Altersstufen zugelegt», freut sich der Vereinspräsident in der Solothurner Zeitung. «Vorher klaffte zwischen Junioren und Erwachsenen einen Lücke. Diese hat sich geschlossen.»

Mit einer gewissen Portion Ironie darf man da ruhig sagen: für einmal hat es sich also gelohnt, Kinder vor dem Abspielgerät «abzugeben».

Es lebe der Sport

Warum Schweizer Sportvereine boomen liegt oft am persönlichen Umfeld. Für 60% sind Freunde die wichtigsten Gründe, im Verein Sport zu treiben.

Diese aktuellen Zahlen lassen aufatmen. Es scheint, als ob sich Schweizer Sportvereine Corona erfolgreich entgegenstellen konnten.

Egal ob es eine Manga-Serie ist, ob einem Freunde mitnehmen oder irgendwann der Gewinn einer WM-Medaille lockt: Schweizer Sportvereine tragen ihren wesentlichen Anteil am neuen Boom bei.

Der Couch-Potato fragt: «Wie viele Leute wurden schon beim Joggen entführt? Und wie viele beim Liegen auf dem Sofa?»

Der Sportler entgegnet: «Rennen. Keuchen. Fluchen. Nochmal.»

Oder wie einst Reinhard Fendrich sang: „Es lebe der Sport.“

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