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Webling Inside – Interview Öffentliches Personal Schweiz

von Carolina De Mattia
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Was bewegt die Vereinslandschaft heute? Webling wird im kommenden Jahr regelmässig Interviews mit interessanten Vereinen & Verbänden veröffentlichen. Wir geben dir einen Einblick in verschiedene Verbände & Vereine. Was ist das Ziel des Vereins und vor welchen Herausforderungen steht der Verband/Verein? Wie sieht der Alltag einer Verbandspräsidentin/ eines Verbandspräsidenten aus?

Ein Interview mit Urs Graf (Geschäftsleitungsmitglied)

Auf welchen Werten gründet der Verband: ZV Öffentliches Personal Schweiz?

Der Zentralverband, bereits im Jahre 1914 gegründet, verbindet als Dachorganisation 14 kantonale und 60 kommunale Verbände in der ganzen deutschsprachigen Schweiz.

Der Zentralverband Öffentliches Personal Schweiz (ZV) ist ein Verein im Sinne der Art. 60 ff. ZGB.

Der ZV ist konfessionell neutral und parteipolitisch unabhängig.

Der Vorstand und die GL des ZV leisten ihre Dienste hauptsächlich ehrenamtlich, was für einen Verband unserer Grösse eher die Ausnahme bildet.

Was ist der Sinn & Zweck des Verbandes?

Wir vertreten die Interessen des öffentlichen Personals.

Der ZV bezweckt die Förderung der beruflichen, wirtschaftlichen, sozialen und rechtlichen Interessen des Staats- und Gemeindepersonals sowie dessen Zusammenschluss auf dem Gebiete der Schweiz. Als Staatspersonal gelten auch privatrechtlich verpflichtete oder bei privatrechtlichen Gesellschaften beschäftigte Mitarbeitende, sofern die öffentliche Hand bei der betreffenden Gesellschaft eine Beteiligung hält oder massgebenden Einfluss auf die Geschäftsführung ausübt oder die Gesellschaft eine öffentliche Aufgabe wahrnimmt.

Er kann insbesondere Vertragspartei von Gesamtarbeitsverträgen sein oder sich in anderer Form daran beteiligen.

Zur Erreichung des Verbandszweckes bedient sich der ZV insbesondere der folgenden Mittel:

  • Wahrnehmung der Standesinteressen in der Öffentlichkeit.
  • Stellungnahme zu allen die Interessen der angeschlossenen Verbände berührenden Probleme, insbesondere auch in Vernehmlassungsverfahren
  • Unterstützung standespolitischer Bestrebungen der angeschlossenen Verbände.
  • Unterstützung der angeschlossenen Verbände bei Behörden durch Eingaben und Verhandlungen.
  • Förderung der Mitsprache, Mitbestimmung und Mitverantwortung.
  • Durchführung und Auswertung von Erhebungen.
  • Herausgabe eines Verbandsorganes ZV-Info).
  • Führung eines Sekretariats mit Dokumentation und Archiv.
  • Führung eines Verbindungs- und Pressedienstes.
  • Förderung der Weiterbildung.
  • Zusammenarbeit mit anderen Berufsorganisationen.

Welchen Mehrwert geniessen Ihre Mitglieder?

Der Mehrwert für unsere Mitglieder ergibt sich insbesondere aus der Möglichkeit, sich über die Anstellungsbedingungen in den öffentlichen Verwaltungen zu informieren und sich bei Problemen am Arbeitsplatz jederzeit mit dem Verband in Verbindung zu setzen.

Zudem offerieren wir unseren Mitgliedern zahlreiche Vergünstigungen von Vertragspartnern (z.B. Versicherungen, Krankenkassen, Auto-Flottenrabatte, etc.)

Auf unserer Homepage www.zentral.ch finden sie auch zahlreiche Informationen unterschiedlicher Art und können nützliche Formulare downloaden.

Was ist die ungefähre Anzahl von Mitgliedern

  • ZV gesamt       – 23’000
  • St. Gallen         – 550

Wie schaffen Sie es, ein Gefühl von Zusammengehörigkeit &. Gemeinschaft zu erzeugen, bei dieser Menge von Mitgliedern?

Durch unsere Verbandszeitschrift ZV-Info sind unsere Mitglieder mit dem Verband insofern verbunden, als sie über die aktuellen Möglichkeiten des Verbandes informiert werden. Zudem wird jedes Jahr im Frühling eine Delegiertenversammlung durchgeführt und im Spätherbst findet eine Fachtagung in Brunnen statt, an welcher sich die Interessierten beteiligen können und an welcher sowohl interessante Vorträge als auch das gemütliche Zusammensein auf dem Programm stehen.

Was unterscheidet den ZV Verband von einem kleinen Verein/Verband?

Der ZV hat durch seine Grösse viel mehr Möglichkeiten, für seine Mitglieder Sonderkonditionen auszuhandeln und steht auch mit weiteren grossen Personalverbänden der Schweiz und des nahen Auslandes im ständigen Austausch.

Wie hat sich der Verband organisiert? Gibt es ein Organigramm & Verantwortlichkeiten?

Der Zentralverband ist aufgeteilt in folgende Gruppierungen:

  • Sekretariat, besetzt mit 3 Personen (Teilzeit)
  • Vorstand mit 8 Personen aus verschiedenen Verbänden
  • Geschäftsleitung mit 5 Personen, welche ihre zugeteilten Ressorts betreuen

Gibt der ZV Vorgaben an die Mitgliederverbände (kommunalen Verbände vor Ort)?

Der ZV erteilt seinen Mitgliederverbänden – mit Ausnahme der Mitteilung der aktuellen Mitgliederdaten – keine Vorgaben.

Wie viele Anlässe organisieren Sie pro Jahr als ZV Verband? Anzahl Anlässe der Mitgliederverbände?

Dies kann nicht beantwortet werden, doch sicherlich wird in jedem Verband jährlich eine Mitgliederversammlung durchgeführt.

Der ZV selbst führt jährlich eine Delegiertenversammlung mit Einbezug aller Unterverbände sowie eine Fachtagung durch.

Wie sieht die Koordination Zuständigkeit (Absprache mit ZV Verband) aus?

Die Unterverbände sind betreffend Ihrer eigenen Anlässe frei und haben die Möglichkeit diese in unserer Mitglieder-Zeitschrift zu veröffentlichen

Haben die Mitgliederverbände/kommunalen Verbände vor Ort, Vorgaben vom Zentralverband? Wie frei sind sie in St. Gallen sich zu organisieren?

Wir sind vollständig frei, wie wir uns organisieren und können bei Fragen an den Zentralverband gelangen.

Wie finden Sie ehrenamtliche Mitarbeiter für Ihren Verband?

Dies ist in den letzten Jahren immer schwieriger geworden – viele unserer Unterverbände haben sehr viel Mühe, neue Mitglieder für ihren Vorstand zu finden. Dies ist meiner Meinung nach vor allem dadurch bedingt, dass die jungen Mitarbeitenden beruflich schon sehr stark gefordert sind und von ihrem Arbeitgeber keine Freizeit für Verbandsarbeiten erhalten. Zudem sind sie vielfach in anderen Verbänden (z.B. Sportverbänden, etc.) aktiv und für unbezahlte Arbeit ist das Interesse heute sehr gering.

Wie hat Corona die Verbandsarbeit beeinflusst?

Einschränkungen: Durch Corona sind die physischen Treffen praktisch auf Null gesunken.

Massnahmen: Eine GL-Sitzung wurde bereits online durchgeführt. Die Mitgliederversammlung 2020 musste abgesagt werden und virtuell über eine schriftliche Abstimmung durchgeführt.

Auch die Fachtagung 2020 musste aus diesem Grunde abgesagt werden.

Veränderung innerhalb der Organisation: Eine Änderung der Organisation musste aus Corona-Gründen nicht durchgeführt werden.

Zur Person Urs Graf

Was ist Ihre Verbandsgeschichte bis zum heutigen Tag als Mitglied des Vorstandes ZV?

Während meiner Arbeitstätigkeit (pensioniert seit Juni 2011) engagierte ich mich ab 1993 im Vorstand des Personalverbandes der Stadt St. Gallen, wo ich ab 1995 bis dato als Kassier tätig bin.

Im Jahre 2003 wurde ich in den Vorstand des ZV-Öffentliches Personal Schweiz (nachstehend ZV) gewählt und im Jahre 2007 übernahm ich die Leitung der ZV-Versicherungsgruppe, was auch den Einsitz in die Geschäftsleitung des ZV nach sich zog.

Im Jahre 2008 übernahm ich dann auch das Präsidium der Versicherungsgruppe Ebenrain, welche auch grössere Verbände wie z.B. den Dachverband der Lehrer, den Schweizerischen Polizeibeamtenverband oder den Verband der Pflegefachfrauen und -männer umfasst – insgesamt sind in dieser Gruppe rund 600’000 Mitglieder vertreten. Zweck dieser Gruppe ist, mögliche neue Vorteile für unsere Mitglieder auszuloten und allenfalls auch entsprechende Verträge mit Anbietern abzuschliessen (jeder Verband autonom) und vor allem der Gedankenaustausch.

Die damit verbundenen Aufgaben konnte ich während meiner Angestelltenzeit nur teilweise innerhalb meiner Arbeitszeit bearbeiten – vieles erledigte ich während meiner Freizeit.

Die Zusammenarbeit mit meinen Kollegen in den Organisationen ist kollegial, doch wird es immer schwieriger Vorstandsmitglieder zu finden, welche diese Arbeiten auf Freiwilligenbasis leisten – ebenfalls wird es auch von Jahr zu Jahr schwieriger neue Verbandsmitglieder zu gewinnen, da diese meiner Meinung nach am Arbeitsplatz schon sehr gefordert sind, keine oder nur wenig Freizeit für Verbandsarbeit erhalten und sich dann nach Feierabend lieber den persönlichen Hobbies widmen.

Sind Sie in weiteren Vereinen aktiv?

Ich bin sowohl als Vorstand, als auch Mitglied im Personalverband der Stadt St. Gallen aktiv.

Was machen Sie neben der Verbandsarbeit beruflich?

Beruflich bin ich seit Mitte 2011 nicht mehr aktiv.

Wie sieht der Alltag als Urs Graf im ZV Vorstand aus?

Da ich das Ressort «Versicherungen» leite, bin ich öfters für neue Vertragsverhandlungen und Besprechung bestehender Vereinbarungen unterwegs.

Da ich zwei Versicherungsgruppen (ZV-Versicherungsgruppe und Ebenrain-Versicherungsgruppe leite, organisiere ich auch je 2 Sitzungen pro Jahr.

Daneben gibt es auch immer wieder Anfragen aus den Unterverbänden betreffend unserer Vergünstigungen, welch ich dann zu beantworten versuche.

Welchen Teil, an Ihrer Tätigkeit als Vorstandsmitglied, gefällt ihnen am besten?

Da kann ich ganz klar antworten, dass mich die Vertragsverhandlungen sowie die Sitzungen der GL am besten gefallen, da beides sehr interessant ist.

Wieviel Zeit pro Monat investieren Sie in die Verbandsarbeit?

ZV Öffentliches Personal Schweiz: Das ist sehr unterschiedlich und beläuft sich durchschnittlich in etwa auf 20 Stunden.

St. Gallen: Hier ist es mit durchschnittlich etwa 2 Stunden bedeutend weniger

Ihre Ansicht/Meinung bezüglich der Wichtigkeit von Vereinen – Verbänden in der Schweiz

in der Vergangenheit: Früher war das Interesse an den Mitarbeitenden viel grösser, da die Verbände noch mehr für ihre Mitglieder bewirken konnten und die Mitarbeitenden auch noch mehr Freizeit hatten.

Gegenwart: Momentan wäre die Wichtigkeit von Verbänden an und für sich auch noch sehr gross, doch sind die Möglichkeiten etwas zu bewirken durch die vermehrte politische Einmischung in die personellen Angelegenheiten der Gemeinden eher bescheiden geworden.

Zukunft: Ich bin der Meinung, dass die Wichtigkeit von Verbänden in Zukunft wieder grösser werden könnte, da in den kommenden Jahren viele ältere Mitarbeitende in Pension gehen werden. Gleichzeitig ist die Rekrutierung jüngerer Mitarbeitenden durch die geburtenarmen Jahrgänge schwieriger geworden und gerade in Bezug auf Fachspezialisten ist es durch die vorgegebenen finanziellen Rahmenbedingungen jetzt schon schwierig, geeignete Mitarbeitende zu rekrutieren.

Vielen Dank an Urs Graf für den spannenden Einblick in einen Verband von dieser Grösse und in Ihren Alltag.

Wir von Webling freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit mit Ihnen und wünschen Ihnen persönlich & dem Verband eine erfolgreiche Zukunft.

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